Was sind Aleviten? Unterschiede zum Christentum, Judentum und Islam

Die Aleviten sind eine religiöse Gemeinschaft, die hauptsächlich in der Türkei und im Nahen Osten verbreitet ist. Sie gehören zu den zweitgrößten islamischen Gruppierungen der Region. Die Aleviten haben ihre eigenen Glaubensvorstellungen, Rituale und Traditionen, die sich von denen des orthodoxen Islams unterscheiden. In diesem Artikel werden wir uns näher mit den Aleviten beschäftigen und versuchen, einen Einblick in ihre Religion und Kultur zu geben.

Was sind Aleviten? Eine Einführung in den alevitischen Glauben

Aleviten sind eine religiöse Gemeinschaft, die ihren Ursprung im Islam hat. Sie unterscheiden sich jedoch grundlegend von anderen islamischen Strömungen sowie vom Christentum und Judentum.

Der alevitische Glaube basiert auf der Entscheidungs- und Glaubensfreiheit des Einzelnen. Es gibt keine Verpflichtung, etwas zu tun oder zu glauben. Daher betreiben Aleviten auch keine Missionierung.

Im Zentrum des alevitischen Glaubens steht der Grundsatz „eline beline diline sahip ol“ (Beherrsche deine Hände, Beherrsche deine Lende, Beherrsche deine Zunge). Dies bedeutet, dass man nicht stehlen, niemandem Leid zufügen, nicht Ehebrechen und nicht lügen oder jemanden verleugnen soll. Zusätzlich wird ein bescheidenes, hilfsbereites und auf Nächstenliebe basierendes Verhalten angestrebt.

Aleviten glauben an Hak, die Wahrheit oder das Göttliche, das in allem und jedem vorhanden ist. Sie suchen Gott nicht außerhalb von sich selbst, sondern glauben daran, dass Gott in jedem Menschen wohnt, wenn er ein reines Herz hat.

Im alevitischen Gottesdienst, dem Cem-Haus genannt wird, kommen die Gläubigen zusammen. Dabei werden Gebete rezitiert und Rituale durchgeführt. Die Gemeinde diskutiert auch Fragen und Probleme der Gemeindemitglieder und strebt danach, Einvernehmen herzustellen.

Das Alevitentum hat in Deutschland den Status einer eigenständigen Religionsgemeinschaft. Die Gläubigen betrachten sich entweder als „wahre“ Muslime oder sehen das Alevitentum als eigenständige Konfession außerhalb des Islams.

Im Vergleich zum Christentum, Judentum und Islam haben Aleviten keinen Absolutheitsanspruch. Für sie gibt es keine „einzig wahre Religion“, sondern viele gleichwertige Religionen. Tora, Bibel, Koran und Psalmen haben alle den gleichen Stellenwert. Aleviten akzeptieren auch den Atheismus und stellen ihn auf die gleiche Ebene wie andere Religionen.

Aleviten legen großen Wert auf den Dienst am Mitmenschen und betrachten dies als „Gottesdienst“. Sie praktizieren Barmherzigkeit und unterstützen Bedürftige.

Das alevitische Glaubensleben ist von großer Innerlichkeit geprägt. Es gibt keine festen Gebetszeiten oder Pflichtgebete. Jeder Gläubige hat die Freiheit zu beten, wie und wann er möchte.

Die alevitische Gemeinde in der Türkei leidet zunehmend unter Verfolgung und Diskriminierung. In Deutschland wird das Alevitentum offiziell anerkannt, aber es gibt unterschiedliche Ansichten darüber, wie sich die Gläubigen selbst betrachten.

Diese Einführung soll einen Überblick über den alevitischen Glauben geben, der sich grundlegend vom Christentum, Judentum und Islam unterscheidet.

Die Grundlagen des Alevitentums: Unterschiede zu anderen Religionen

Im Alevitentum gibt es mehrere grundlegende Unterschiede zu anderen Religionen wie dem Christentum, Judentum und Islam. Hier sind einige davon:

1. Gottesdienst: Im Gegensatz zum Islam, wo die Gläubigen fünfmal am Tag beten müssen, gibt es im Alevitentum keine festen Gebetszeiten oder Pflichtgebete. Die Gläubigen haben die Freiheit zu beten, wann und wie sie wollen.

2. Keine Pilgerreise nach Mekka: Anders als im Islam ist die Pilgerreise nach Mekka für Aleviten nicht verpflichtend. Sie haben ihre eigenen religiösen Stätten und Zeremonien, bei denen sie ihren Glauben praktizieren.

3. Keine Trennung zwischen Männern und Frauen: In den alevitischen Gotteshäusern, den Cem-Häusern, gibt es keine Trennung zwischen Männern und Frauen. Alle Gemeindemitglieder beten gemeinsam von Angesicht zu Angesicht.

4. Kein Verbot von Alkohol: Im Gegensatz zum Islam verbietet das Alevitentum nicht den Genuss von Alkohol.

5. Keine Absolutheitsansprüche: Das Alevitentum erhebt keinen Absolutheitsanspruch wie das Christentum, Judentum und Islam. Es gibt keine „einzig wahre Religion“ aus alevitischer Sicht, sondern viele gleichwertige Religionen.

6. Gleichwertigkeit der heiligen Schriften: Im Alevitentum haben Tora, Bibel, Koran und die Psalmen den gleichen Stellenwert. Kein religiöser Glaube wird über den anderen erhoben.

7. Akzeptanz des Atheismus: Anders als in vielen anderen Religionen lehnen Aleviten den Atheismus nicht ab. Für sie hat der Atheismus den gleichen Stellenwert wie andere Religionen auch.

Das Alevitentum unterscheidet sich also grundlegend von anderen Religionen in Bezug auf Gebetspraktiken, Pilgerreisen, Geschlechtertrennung, Alkoholkonsum, Absolutheitsansprüche, Gleichwertigkeit der heiligen Schriften und Akzeptanz des Atheismus.

Aleviten in Deutschland: Glaubenspraxis und Gemeinschaftsleben

Aleviten in Deutschland: Glaubenspraxis und Gemeinschaftsleben

Die alevitische Gemeinschaft in Deutschland praktiziert ihren Glauben in verschiedenen Aspekten des täglichen Lebens. Neben dem regelmäßigen Besuch der Cem-Häuser für Gebete und Gottesdienste kommen die Gläubigen auch zu anderen Anlässen zusammen, um ihre Gemeinschaft zu stärken. Dabei spielen kulturelle Veranstaltungen eine wichtige Rolle, bei denen Musik, Tanz und Gesang eine zentrale Bedeutung haben.

Die alevitische Glaubenspraxis beinhaltet auch bestimmte Rituale und Feiertage. Neben den bereits erwähnten Fastenzeiten und dem Muhabbet-Gebet am Donnerstagabend gibt es weitere besondere Tage im alevitischen Kalender. Einer davon ist das Fest des Opferns, Kurban Erkani genannt, an dem Aleviten soziale Dienste leisten und Gott für sein Vertrauen danken. Ein weiteres bedeutendes Fest ist der Tag der Heiligen Hızır und Ilyas im Mai, an dem um Gesundheit und Genesung gebeten wird.

In Deutschland haben Aleviten ihre eigene Infrastruktur geschaffen, um ihren Glauben ausüben zu können. Neben den Cem-Häusern gibt es auch alevitische Vereine und Organisationen, die das Gemeinschaftsleben fördern und verschiedene Aktivitäten anbieten. Diese Institutionen dienen nicht nur als religiöse Zentren, sondern auch als Orte des Austauschs und der Zusammenarbeit mit anderen Religionsgemeinschaften.

Die Aleviten in Deutschland legen großen Wert auf die Bewahrung ihrer Traditionen und die Weitergabe ihres Glaubens an die nächste Generation. Es gibt spezielle Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche, um sie mit den Grundlagen des Alevitentums vertraut zu machen. Auch die Rolle der Frauen in der Gemeinschaft ist von großer Bedeutung und wird aktiv gefördert.

Das alevitische Gemeinschaftsleben in Deutschland ist geprägt von Offenheit, Toleranz und dem Respekt vor anderen Religionen und Kulturen. Die Aleviten verstehen sich als Teil der deutschen Gesellschaft und engagieren sich auch außerhalb ihrer eigenen Gemeinschaft in verschiedenen sozialen Projekten und interreligiösen Dialogen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das alevitische Gemeinschaftsleben in Deutschland durch eine Vielzahl von religiösen Praktiken, kulturellen Veranstaltungen und sozialem Engagement geprägt ist. Die Gläubigen legen großen Wert auf den Zusammenhalt innerhalb ihrer Gemeinschaft sowie auf den Dialog mit anderen Religionsgemeinschaften, um ein friedliches Miteinander zu fördern.

Alevitische Feste und Rituale: Kurban Erkani und Hidirellez erklärt

Alevitische Feste und Rituale: Kurban Erkani und Hidirellez erklärt

Kurban Erkani

Kurban Erkani sind die Tage des Opferns im Alevitentum. An diesen Tagen danken Aleviten Gott dafür, dass sie ihm absolut vertrauen dürfen. Während dieser Zeit leisten viele Alevitinnen und Aleviten soziale Dienste, um ihre Dankbarkeit auszudrücken.

Hidirellez

Im Mai feiern Alevitinnen und Aleviten das Fest Hidirellez. An diesem Tag bitten sie Gott um Gesundheit und Genesung. Im alevitischen Glauben ist Hizir der Schutzpatron des Landes und İlyas der Schutzpatron der Meere. Das Fest dient dazu, Segen für das eigene Leben zu erbitten.

Es gibt noch weitere Feste und Rituale im Alevitentum, die eine wichtige Rolle spielen. Diese beiden genannten Feste sind jedoch besonders bekannt und werden von den Gläubigen gefeiert.

Die Bedeutung von Hak im alevitischen Glauben: Eine spirituelle Perspektive

Im alevitischen Glauben spielt die Bedeutung von „Hak“ eine zentrale Rolle. „Hak“ wird als die Wahrheit oder das Göttliche verstanden, das in allem und jedem existiert. Es ist der göttliche Funke, der in jedem Menschen und Lebewesen vorhanden ist. Aleviten glauben daran, dass man Gott nicht in der Fremde suchen sollte, sondern dass er in einem selbst zu finden ist, wenn man ein reines Herz hat.

Bei den Cem-Zeremonien, die dem christlichen Gottesdienst ähnlich sind, sitzen sich die Gläubigen von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Dies symbolisiert die Beziehung zwischen dem Individuum und dem Göttlichen. Aleviten betrachten alle Lebewesen als etwas „Göttliches“ und behandeln sie daher mit Achtung und Respekt, unabhängig von ihrer Religion, Ethnie oder Sexualität.

Im alevitischen Glauben steht die Entscheidungs- und Glaubensfreiheit des Menschen im Vordergrund. Niemand ist verpflichtet, etwas zu tun oder zu glauben. Aus diesem Grund betreiben Aleviten keine Missionierungstätigkeiten. Stattdessen folgen sie dem Grundsatz „Beherrsche deine Hände. Beherrsche deine Lende. Beherrsche deine Zunge“, um ein ethisches Verhalten zu fördern.

Das Einvernehmen der Menschen untereinander („Rızalık“) hat einen hohen Stellenwert im Alevitentum. Bei Versammlungen wird so lange diskutiert und geredet, bis Konflikte und Probleme überwunden sind und Einvernehmen hergestellt wurde. Dies fördert ein friedliches Zusammenleben.

Im Alevitentum gibt es keine festen Gebetszeiten oder Pflichtgebete. Jeder Gläubige hat die Freiheit zu beten, wie und wann er möchte. Dennoch nutzen einige Aleviten den Donnerstagabend für das Muhabbet-Gebet, bei dem eine Kerze als Symbol für das göttliche Licht angezündet wird.

Aleviten haben Fastenzeiten und feiern mehrere Gedenk- und Feiertage, bei denen sie zu Andacht-Gebeten zusammenkommen. Der alevitische Gottesdienst, auch Cem genannt, beinhaltet das Rezitieren von Gebeten und Gedichten alevitischer Heiliger sowie die Durchführung von Ritualen (Semahs). Die Gemeinde diskutiert auch Fragen und Probleme der Gemeindemitglieder, um Einvernehmen herzustellen.

Im Vergleich zum Christentum, Judentum und Islam erhebt das Alevitentum keinen Absolutheitsanspruch. Für Aleviten gibt es keine „einzig wahre Religion“, sondern viele gleichwertige Religionen. Tora, Bibel, Koran und Psalmen haben den gleichen Stellenwert im Alevitentum. Auch der Atheismus wird respektiert und hat den gleichen Stellenwert wie andere Religionen.

Der Dienst am Mitmenschen gilt im Alevitentum als „Gottesdienst“. Während des Gottesdienstes verteilen Aleviten gesegnetes Essen an Arme und Bedürftige als Zeichen der Barmherzigkeit und Unterstützung.

Diese spirituelle Perspektive verdeutlicht die Grundprinzipien des alevitischen Glaubens, die auf der Beziehung jedes Individuums mit dem Göttlichen basieren und von Entscheidungs- und Glaubensfreiheit, Achtung vor allen Lebewesen sowie Einvernehmen unter den Menschen geprägt sind.

Aleviten als eigenständige Religionsgemeinschaft: Rechte und Herausforderungen in Deutschland

Aleviten als eigenständige Religionsgemeinschaft: Rechte und Herausforderungen in Deutschland

Rechte:

– Das Alevitentum ist in Deutschland offiziell als eigenständige Religionsgemeinschaft anerkannt.
– Alevitische Gemeinden haben das Recht, ihre Gottesdienste und Rituale frei auszuüben.
– Alevitische Verbände haben das Recht auf staatliche Förderung und Unterstützung.
– Alevitische Kinder haben das Recht, ihren Glauben im schulischen Unterricht angemessen vertreten zu lassen.

Herausforderungen:

– Diskriminierung und Verfolgung von Aleviten in der Türkei wirken sich auch auf die alevitische Gemeinschaft in Deutschland aus.
– Es besteht die Herausforderung, den alevitischen Glauben innerhalb der deutschen Gesellschaft bekannter zu machen und Vorurteile abzubauen.
– Die Vielfalt innerhalb des Alevitentums führt zu internen Debatten über die Auslegung und Praxis des Glaubens.
– Die Integration von alevitischen Gemeinden in das deutsche Vereinswesen und die Zusammenarbeit mit anderen religiösen Gruppen kann eine Herausforderung darstellen.

Diese Rechte und Herausforderungen prägen die Situation der alevitischen Religionsgemeinschaft in Deutschland.

Zusammenfassend sind Aleviten eine religiöse und kulturelle Gemeinschaft, die dem Islam angehört, aber ihre eigenen Glaubenspraktiken und Bräuche hat. Sie betonen Toleranz, Gleichheit und soziale Gerechtigkeit. Ihre Vorstellungen von Spiritualität basieren auf der Verehrung Ali ibn Abi Talibs und der Wertschätzung von Familienwerten. Die genaue Anzahl der Aleviten weltweit ist schwer zu bestimmen, da es keine offizielle Statistik gibt. In Deutschland gibt es jedoch eine bedeutende alevitische Gemeinschaft, die einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Vielfalt des Landes leistet.