Die Yeziden sind eine religiöse Minderheit, die seit vielen Jahrhunderten existiert. Doch seit wann genau gibt es diese Gemeinschaft? In diesem Artikel werden wir einen Blick auf die Geschichte der Yeziden werfen und herausfinden, seit wann sie als eigenständige Glaubensgemeinschaft bekannt sind. Lassen Sie uns gemeinsam eintauchen in die faszinierende Welt der Yeziden und ihre Ursprünge entdecken.
Die Geschichte der Yeziden: Seit wann gibt es die Yeziden?
Das Yezidentum lässt sich als Religion gesichert bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgen, ist aber wahrscheinlich deutlich älter. Die meisten Yeziden (geschrieben auch „Jesiden“ oder „Eziden“) sind Kurden und sprechen als Muttersprache Kurmandschi. Wie genau die Religion – in der sich Spuren mehrerer anderer Religionsgemeinschaften des Nahen Ostens finden („Synkretismus“) – entstanden ist, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Yeziden bis vor wenigen Jahrzehnten eine rein mündliche Kultur pflegten, in der es beispielsweise keine heiligen Schriften gibt.
Wichtigste historische Person und religiöse Autorität der Yeziden ist Scheich Adi bin Musafir (ca. 1075 – 1162). Seine Grabstätte im Tal von Lalish im Nordirak ist das geografische Zentrum der Religion und ein wichtiger Pilgerort. Wichtigstes religiöses Zeichen ist der blaue Pfau, Symbol des Engels Melek Taus, der von Yeziden verehrt wird.
Yeziden pflegen ein religiöses Klassensystem, in dem zwischen Laien (Miriden) und Klerus (Scheichs und Piren) unterschieden wird. Ein Wechsel zwischen den Klassen ist nicht möglich. Die Angehörigen des Klerus fungieren als spirituelle Mentoren der Laien. Jeder Yezide und jede Yezidin ist in diesem System einem Scheich oder Pir zugeordnet, der für ihn oder sie verantwortlich ist. Wenn Yeziden beten, dann in der Regel morgens und abends – diese Tradition unterscheidet sich oft nach Herkunftsland.
Die Yeziden sind in gewisser Weise sowohl eine Religionsgemeinschaft als auch ein Volk. Yezide oder Yezidin kann man nicht werden, sondern nur durch Geburt sein. Daher heiraten Yeziden traditionell nur untereinander („Endogamie“). In ihrer Heimatregion leiden die Yeziden schon immer darunter, dass sie eine doppelte Minderheit sind. Als Kurden sind sie eine ethnische Minderheit im Irak, in der Türkei, in Syrien und im Kaukasus. Innerhalb der sunnitisch geprägten muslimischen Kurden sind sie zusätzlich eine religiöse Minderheit und werden dort unter anderem als vermeintliche „Teufelsanbeter“ verfolgt. In der yezidischen Theologie kommt die christliche oder islamische Figur des Teufels allerdings nicht vor.
Im August 2014 überfiel der Islamische Staat das Hauptsiedlungsgebiet der Yeziden im Nordirak. Der Völkermord kostete 5.000 Menschen das Leben, 7.000 wurden versklavt. Über 400.000 Yeziden wurden aus ihrer Heimat vertrieben und flüchteten. Inzwischen leben nach eigenen Einschätzungen 190.000 bis 200.000 Yeziden in Deutschland.
Das Wichtigste, was pädagogische Fachkräfte verinnerlichen sollten, ist, dass Yeziden keine Muslime sind, auch wenn sie oft aus mehrheitlich muslimischen Ländern stammen. Es ist gut möglich, dass yezidische Kinder auf der Flucht und danach gelernt haben, ihre Religionszugehörigkeit aus Angst vor Diskriminierung für sich zu behalten. Wer yezidische Kinder darin bestärken möchte, sich mit ihrer Religion auseinanderzusetzen und sie mit anderen zu teilen, sollte daher behutsam vorgehen. Unter muslimischen Kindern kann das Ärgern von Yeziden als angebliche „Teufelsanbeter“ immer noch beliebt sein.
In der deutschen Diaspora haben Yeziden begonnen, sich aktiv und kritisch mit ihrer Religion und Identität auseinanderzusetzen. Unter anderem haben sie in einigen deutschen Städten, insbesondere in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, Kulturvereine gegründet. Seit Anfang 2017 existiert auch ein „Zentralrat der Eziden in Deutschland“. Diese neue Haltung öffnet auch die Tür für interkulturellen Austausch in Kitas oder Grundschulen. Gemeinsam feiern ließe sich zum Beispiel das yezidische Neujahrsfest, der „Rote Mittwoch“ Çarşema Sor im April, bei dem – wie in den europäischen Ostertraditionen – bunt gefärbte Eier versteckt und von Kindern gesucht werden. Im Dezember feiern Yeziden zudem das Fest „Ida Ezî“ („Zu Ehren Gottes“), zu dem drei Wochen lang jeweils von Dienstag bis Donnerstag gefastet und Freitag gefeiert wird. Da Yeziden diese Feste unterschiedlich feiern, kann es sich lohnen, Kinder fragen, wie sie in ihrer Familie feiern.
Wir danken Prof. Dr. Andreas Ackermann, Professor für Kulturwissenschaft an der Universität Koblenz-Landau, und Zemfira Dlovani, stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Eziden in Deutschland, für ihre fachliche Unterstützung bei der Erstellung dieses Artikels. „Tal von Lalish“ (cropped) von Lamacchiacosta unter Creative Commons BY-SA 4.0 Lizenz
Ursprung und Entwicklung des Yezidentums: Wie lange gibt es die Yeziden schon?
Die Ursprünge des Yezidentums
Das Yezidentum kann bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgt werden, ist aber wahrscheinlich deutlich älter. Die genaue Entstehung der Religion lässt sich aufgrund der mündlichen Tradition der Yeziden nicht mehr genau nachvollziehen. Es wird angenommen, dass das Yezidentum eine Synthese aus verschiedenen Religionen des Nahen Ostens ist.
Scheich Adi bin Musafir
Die wichtigste historische Person und religiöse Autorität der Yeziden ist Scheich Adi bin Musafir (ca. 1075 – 1162). Seine Grabstätte im Tal von Lalish im Nordirak gilt als das geografische Zentrum der Religion und ist ein bedeutender Pilgerort für die Yeziden.
Religiöse Symbole und Klassensystem
Das wichtigste religiöse Symbol der Yeziden ist der blaue Pfau, der den Engel Melek Taus repräsentiert. Die Yeziden haben ein religiöses Klassensystem, das zwischen Laien (Miriden) und dem Klerus (Scheichs und Piren) unterscheidet. Ein Wechsel zwischen den Klassen ist nicht möglich, und jeder Yezide ist einem bestimmten Scheich oder Pir zugeordnet.
Alltag und Feste
Yeziden beten in der Regel morgens und abends, wobei sich die Gebetstradition je nach Herkunftsland unterscheiden kann. Yeziden feiern verschiedene Feste, wie das yezidische Neujahrsfest „Roter Mittwoch“ im April und das Fest „Ida Ezî“ im Dezember. Es kann sich lohnen, Kinder nach ihren eigenen Familientraditionen zu fragen.
Die Situation der Yeziden in Deutschland
Nach dem Völkermord des Islamischen Staates im Jahr 2014 leben schätzungsweise 190.000 bis 200.000 Yeziden in Deutschland. Pädagogische Fachkräfte sollten beachten, dass Yeziden keine Muslime sind, auch wenn sie oft aus mehrheitlich muslimischen Ländern stammen. In der deutschen Diaspora haben Yeziden begonnen, sich aktiv mit ihrer Religion und Identität auseinanderzusetzen und Kulturvereine gegründet.
Wir danken Prof. Dr. Andreas Ackermann, Professor für Kulturwissenschaft an der Universität Koblenz-Landau, und Zemfira Dlovani, stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Eziden in Deutschland, für ihre fachliche Unterstützung bei der Erstellung dieses Artikels.
Die Yeziden: Eine kurze historische Übersicht über ihre Entstehung
Das Yezidentum lässt sich als Religion gesichert bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgen, ist aber wahrscheinlich deutlich älter. Die meisten Yeziden (geschrieben auch „Jesiden“ oder „Eziden“) sind Kurden und sprechen als Muttersprache Kurmandschi.
Entstehung des Yezidentums
- Die genaue Entstehungsgeschichte der Religion kann nicht mehr nachvollzogen werden, da die Yeziden bis vor wenigen Jahrzehnten eine rein mündliche Kultur pflegten.
- In ihrer Religion finden sich Spuren mehrerer anderer Religionsgemeinschaften des Nahen Ostens („Synkretismus“).
- Scheich Adi bin Musafir (ca. 1075 – 1162) gilt als wichtigste historische Person und religiöse Autorität der Yeziden. Seine Grabstätte im Tal von Lalish im Nordirak ist das geografische Zentrum der Religion und ein wichtiger Pilgerort.
Religiöse Praktiken und Symbole
- Der blaue Pfau, Symbol des Engels Melek Taus, wird von den Yeziden verehrt.
- Yeziden pflegen ein religiöses Klassensystem, in dem zwischen Laien (Miriden) und Klerus (Scheichs und Piren) unterschieden wird. Ein Wechsel zwischen den Klassen ist nicht möglich.
- Yeziden beten in der Regel morgens und abends, wobei diese Tradition je nach Herkunftsland variieren kann.
Kultur und Identität der Yeziden
- Yeziden sind sowohl eine Religionsgemeinschaft als auch ein Volk. Man kann nicht zum Yezidentum konvertieren, sondern nur durch Geburt ein Yezide oder eine Yezidin sein.
- In ihrer Heimatregion leiden die Yeziden unter ihrer doppelten Minderheit als ethnische Minderheit innerhalb der muslimischen Kurden.
- Die yezidische Theologie kennt keine Figur des Teufels, obwohl sie fälschlicherweise oft als „Teufelsanbeter“ bezeichnet werden.
Verfolgung und Flucht
- Im August 2014 überfiel der Islamische Staat das Hauptsiedlungsgebiet der Yeziden im Nordirak und verübte einen Völkermord. Tausende Menschen wurden getötet oder versklavt, und Hunderttausende wurden aus ihrer Heimat vertrieben.
- In Deutschland leben mittlerweile etwa 190.000 bis 200.000 Yeziden, die vor Verfolgung und Gewalt geflohen sind.
Pädagogischer Umgang mit yezidischen Kindern
- Pädagogische Fachkräfte sollten sich bewusst sein, dass Yeziden keine Muslime sind, auch wenn sie oft aus mehrheitlich muslimischen Ländern stammen.
- Yezidische Kinder haben möglicherweise gelernt, ihre Religionszugehörigkeit aus Angst vor Diskriminierung zu verheimlichen.
- Es ist wichtig, behutsam mit yezidischen Kindern umzugehen und sie in ihrer Religion zu bestärken, ohne sie dabei unter Druck zu setzen.
Yezidische Gemeinschaft in Deutschland
- In der deutschen Diaspora haben Yeziden begonnen, sich aktiv mit ihrer Religion und Identität auseinanderzusetzen.
- In einigen deutschen Städten wurden Kulturvereine gegründet, und seit 2017 existiert auch ein „Zentralrat der Eziden in Deutschland“.
- Diese neue Haltung ermöglicht interkulturellen Austausch und gemeinsame Feiern von Festen wie dem yezidischen Neujahrsfest oder dem Fest „Ida Ezî“.
Wir danken Prof. Dr. Andreas Ackermann, Professor für Kulturwissenschaft an der Universität Koblenz-Landau, und Zemfira Dlovani, stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Eziden in Deutschland, für ihre fachliche Unterstützung bei der Erstellung dieses Artikels.
Die Yeziden: Ein Blick in ihre religiöse Vergangenheit
Religion im 11. Jahrhundert entstanden
Das Yezidentum kann als Religion bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgt werden, ist aber wahrscheinlich deutlich älter. Es handelt sich um eine Religion, die Spuren mehrerer anderer Religionsgemeinschaften des Nahen Ostens aufweist und als „Synkretismus“ bezeichnet wird. Allerdings lässt sich nicht genau nachvollziehen, wie genau diese Religion entstanden ist. Dies liegt unter anderem daran, dass die Yeziden bis vor wenigen Jahrzehnten eine rein mündliche Kultur pflegten und keine heiligen Schriften besaßen.
Scheich Adi bin Musafir und das Tal von Lalish
Scheich Adi bin Musafir (ca. 1075 – 1162) gilt als wichtigste historische Person und religiöse Autorität der Yeziden. Seine Grabstätte im Tal von Lalish im Nordirak ist das geografische Zentrum der Religion und ein bedeutender Pilgerort für die Yeziden.
Der blaue Pfau als religiöses Zeichen
Der blaue Pfau ist das wichtigste religiöse Zeichen der Yeziden und symbolisiert den Engel Melek Taus, der von ihnen verehrt wird.
Religiöses Klassensystem
Die Yeziden pflegen ein religiöses Klassensystem, bei dem zwischen Laien (Miriden) und dem Klerus (Scheichs und Piren) unterschieden wird. Ein Wechsel zwischen den Klassen ist nicht möglich. Die Mitglieder des Klerus fungieren als spirituelle Mentoren für die Laien.
Religiöse Praktiken
Yeziden beten in der Regel morgens und abends, allerdings können sich diese Traditionen je nach Herkunftsland unterscheiden.
Yeziden als doppelte Minderheit
Die Yeziden sind sowohl eine ethnische Minderheit als auch eine religiöse Minderheit in ihrer Heimatregion. Als Kurden sind sie eine ethnische Minderheit im Irak, in der Türkei, in Syrien und im Kaukasus. Innerhalb der sunnitisch geprägten muslimischen Kurden sind sie zusätzlich eine religiöse Minderheit und werden häufig als vermeintliche „Teufelsanbeter“ verfolgt.
Völkermord durch den Islamischen Staat
Im August 2014 überfiel der Islamische Staat das Hauptsiedlungsgebiet der Yeziden im Nordirak. Dabei wurden tausende Menschen getötet und viele weitere versklavt oder vertrieben. Seitdem leben viele Yeziden als Flüchtlinge, auch in Deutschland.
Religiöse Identität von yezidischen Kindern
Es ist wichtig zu beachten, dass Yeziden keine Muslime sind, obwohl sie oft aus mehrheitlich muslimischen Ländern stammen. Aufgrund von Diskriminierungserfahrungen haben yezidische Kinder möglicherweise gelernt, ihre Religionszugehörigkeit zu verbergen. Es ist daher wichtig, behutsam mit ihnen über ihre Religion zu sprechen und sie darin zu bestärken, sich damit auseinanderzusetzen und sie mit anderen zu teilen.
Interkultureller Austausch
In der deutschen Diaspora haben Yeziden begonnen, sich aktiv mit ihrer Religion und Identität auseinanderzusetzen. Dies hat zur Gründung von Kulturvereinen geführt und ermöglicht interkulturellen Austausch in Schulen und Kitas. Gemeinsame Feiern von Festen wie dem yezidischen Neujahrsfest oder dem Fest „Ida Ezî“ können dazu beitragen, das Verständnis für die yezidische Kultur zu fördern.
Die Yeziden: Eine zeitliche Einordnung ihrer Religion
Entstehung im 11. Jahrhundert
Die Ursprünge des Yezidentums lassen sich bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgen, möglicherweise ist die Religion jedoch noch älter. Die meisten Yeziden sind Kurden und sprechen Kurmandschi als Muttersprache. Es ist nicht genau bekannt, wie die Religion entstanden ist, da die Yeziden lange Zeit eine mündliche Kultur pflegten und keine heiligen Schriften besitzen.
Scheich Adi bin Musafir und das Tal von Lalish
Scheich Adi bin Musafir (ca. 1075 – 1162) gilt als wichtigste historische Person und religiöse Autorität der Yeziden. Seine Grabstätte im Tal von Lalish im Nordirak ist das geografische Zentrum der Religion und ein bedeutender Pilgerort für Yeziden. Der blaue Pfau, Symbol des Engels Melek Taus, wird von den Yeziden verehrt.
Religiöses Klassensystem und Gebetsrituale
Die Yeziden haben ein religiöses Klassensystem, das zwischen Laien (Miriden) und dem Klerus (Scheichs und Piren) unterscheidet. Ein Wechsel zwischen den Klassen ist nicht möglich. Jeder Yezide oder jede Yezidin hat einen Scheich oder Pir als spirituellen Mentor zugeordnet. Die Gebetspraxis der Yeziden variiert je nach Herkunftsland, aber in der Regel beten sie morgens und abends.
Doppelte Minderheit und Verfolgung
Die Yeziden sind sowohl eine religiöse Gemeinschaft als auch ein Volk. Sie können nicht konvertieren, sondern sind nur durch Geburt Yeziden. Traditionell heiraten Yeziden daher untereinander (Endogamie). In ihrer Heimatregion leiden sie unter ihrer doppelten Minderheit als ethnische Minderheit innerhalb der Kurden und religiöse Minderheit innerhalb des sunnitischen Islams. Die Yeziden wurden in der Vergangenheit oft als „Teufelsanbeter“ verfolgt, obwohl diese Figur in ihrer Theologie nicht vorkommt.
Der Völkermord durch den Islamischen Staat
Im August 2014 überfiel der Islamische Staat das Hauptsiedlungsgebiet der Yeziden im Nordirak. Tausende Menschen wurden getötet und versklavt, während Hunderttausende aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Seitdem leben viele Yeziden als Flüchtlinge in Deutschland.
Religionszugehörigkeit von Yezidischen Kindern
Es ist wichtig zu beachten, dass Yeziden keine Muslime sind, auch wenn sie oft aus mehrheitlich muslimischen Ländern stammen. Aufgrund von Diskriminierungserfahrungen haben yezidische Kinder möglicherweise gelernt, ihre Religionszugehörigkeit geheim zu halten. Pädagogische Fachkräfte sollten behutsam vorgehen, wenn sie yezidische Kinder ermutigen möchten, sich mit ihrer Religion auseinanderzusetzen und sie mit anderen zu teilen.
Yezidische Gemeinschaft in Deutschland
In der deutschen Diaspora haben Yeziden begonnen, sich aktiv und kritisch mit ihrer Religion und Identität auseinanderzusetzen. Es wurden Kulturvereine gegründet und seit 2017 existiert ein „Zentralrat der Eziden in Deutschland“. Diese Entwicklung ermöglicht auch interkulturellen Austausch in Kitas oder Grundschulen. Gemeinsame Feiern von Festen wie dem yezidischen Neujahrsfest oder dem Fest „Ida Ezî“ können Brücken zwischen verschiedenen Kulturen schlagen.
Herkunft und Geschichte der Yeziden: Wie lange gibt es sie schon?
Das Yezidentum lässt sich als Religion gesichert bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgen, ist aber wahrscheinlich deutlich älter. Die meisten Yeziden (geschrieben auch „Jesiden“ oder „Eziden“) sind Kurden und sprechen als Muttersprache Kurmandschi. Wie genau die Religion – in der sich Spuren mehrerer anderer Religionsgemeinschaften des Nahen Ostens finden („Synkretismus“) – entstanden ist, lässt sich nicht mehr nachvollziehen.
Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Yeziden bis vor wenigen Jahrzehnten eine rein mündliche Kultur pflegten, in der es beispielsweise keine heiligen Schriften gibt. Wichtigste historische Person und religiöse Autorität der Yeziden ist Scheich Adi bin Musafir (ca. 1075 – 1162). Seine Grabstätte im Tal von Lalish im Nordirak ist das geografische Zentrum der Religion und ein wichtiger Pilgerort.
Wichtigstes religiöses Zeichen ist der blaue Pfau, Symbol des Engels Melek Taus, der von Yeziden verehrt wird. Yeziden pflegen ein religiöses Klassensystem, in dem zwischen Laien (Miriden) und Klerus (Scheichs und Piren) unterschieden wird. Ein Wechsel zwischen den Klassen ist nicht möglich. Die Angehörigen des Klerus fungieren als spirituelle Mentoren der Laien. Jeder Yezide und jede Yezidin ist in diesem System einem Scheich oder Pir zugeordnet, der für ihn oder sie verantwortlich ist.
Die Yeziden sind eine alte religiöse Minderheit, deren Ursprünge bis in die Antike zurückreichen. Ihre genaue Entstehungszeit ist jedoch schwer zu bestimmen. Durch ihre einzigartige Kultur und Traditionen haben sie sich über Jahrhunderte hinweg erhalten. Trotz Verfolgung und Diskriminierung haben die Yeziden ihre Identität bewahrt und sind heute als eigenständige ethno-religiöse Gemeinschaft anerkannt.