Schiiten: Die Glaubensrichtung und ihre Bedeutung

Die Schiiten sind ein religiöser Zweig des Islam, der sich nach dem Tod des Propheten Mohammed entwickelt hat. Sie machen etwa 10-15% der muslimischen Bevölkerung aus und haben ihre eigenen Glaubensüberzeugungen und Rituale. Erfahre mehr über die Schiiten und ihre Unterschiede zu anderen islamischen Gruppen.

1. Die Bedeutung der Schiiten im Islam: Eine Einführung

1. Die Bedeutung der Schiiten im Islam: Eine Einführung

Hintergrund

Nach dem Tod des Propheten Muhammad entstand eine Auseinandersetzung über seine Nachfolge, die zu einer tiefgreifenden Spaltung innerhalb des Islams führte. Diese Spaltung entstand zwischen den Sunniten und den Schiiten. Die Sunniten betrachteten Abu Bakr, einen engen Gefährten des Propheten, als seinen rechtmäßigen Nachfolger, während die Schiiten Ali ibn Abi Talib, den Cousin und Schwiegersohn des Propheten, als den ersten rechtmäßigen Kalifen ansahen.

Unterschiede zwischen Sunniten und Schiiten

Die Hauptunterschiede zwischen Sunniten und Schiiten liegen in ihrer Auffassung über die Nachfolge des Propheten Muhammad sowie in einigen theologischen und rechtlichen Fragen. Während die Sunniten der Mehrheitsrichtung im Islam angehören (etwa 85-90% der Muslime weltweit), bilden die Schiiten eine Minderheit (ca. 10-15%).

Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass die Schiiten eine besondere Verehrung für die zwölf Imame haben, von denen sie glauben, dass sie göttlich auserwählt sind und über außergewöhnliche geistige Fähigkeiten verfügen. Die Imame werden von den Schiiten als religiöse Führer und spirituelle Vorbilder angesehen.

Es ist wichtig zu betonen, dass es keinen Konsens darüber gibt, welche Glaubensrichtung die „richtige“ ist. Sowohl Sunniten als auch Schiiten betrachten sich als wahre Gläubige und folgen den Lehren des Islam auf ihre eigene Weise. Die Unterschiede zwischen den beiden Strömungen sind historisch und theologisch bedingt und haben zu unterschiedlichen Praktiken und Auslegungen geführt.

Aschura und der Stein beim Beten

Aschura ist ein wichtiger religiöser Feiertag für Schiiten, an dem sie das Martyrium von Imam Hussein, einem Enkel des Propheten Muhammad, gedenken. Es wird oft mit dem Pessachfest der Juden verglichen, da beide Feste eine Bedeutung des Gedenkens und der Befreiung haben.

Beim Beten berühren Schiiten Gebetssteine mit ihrer Stirn anstelle des Bodens. Dies hat den Grund, dass Steine als zusammengepresster Sand angesehen werden und somit Teil des Bodens sind. Indem sie den Stein berühren, sorgen die Gläubigen für mehr Sauberkeit während des Gebets, da Steine leicht abgespült werden können. Diese Praxis ist jedoch nicht bei allen Schiiten verbreitet und kann je nach individueller Auslegung variieren.

2. Unterschiede zwischen Sunniten und Schiiten nach Muhammads Tod

1. Die Frage der Nachfolge

Nach dem Tod des Propheten Muhammad im Jahr 632 entstand ein Streit über die Frage, wer sein Nachfolger sein sollte. Die Sunniten glauben, dass Abu Bakr, ein enger Gefährte des Propheten, der erste rechtmäßige Kalif war. Sie argumentieren, dass die Nachfolge durch Konsens bestimmt wurde und dass Abu Bakr die geeignetste Person war, um das Amt zu übernehmen. Die Schiiten hingegen glauben, dass Ali ibn Abi Talib, der Cousin und Schwiegersohn des Propheten, von Gott auserwählt wurde, um der erste Imam zu sein. Sie betrachten die Nachfolge als göttliche Ernennung und lehnen den Konsens als Grundlage für die Bestimmung des Führers ab.

2. Unterschiedliche Auffassungen von Imamat

Ein weiterer Unterschied zwischen Sunniten und Schiiten liegt in ihrer Auffassung von Imamat (Führung). Während die Sunniten der Ansicht sind, dass jeder fromme Muslim zum Imam werden kann und dass es keine spezifische Anzahl von Imamen gibt, betrachten die Schiiten das Imamat als eine göttliche Ernennungslinie von zwölf Imamen nach dem Tod des Propheten Muhammad. Die ersten fünf oder sieben Imame haben für einige Schiiten eine besondere Bedeutung, während alle zwölf Imame für die meisten Schiiten wichtig sind.

Es ist wichtig anzumerken, dass es keinen allgemein akzeptierten Konsens darüber gibt, welche Glaubensrichtung „richtig“ ist. Der Islam ist eine vielfältige Religion mit unterschiedlichen Interpretationen und Überzeugungen. Sowohl Sunniten als auch Schiiten betrachten sich als wahre Gläubige und respektieren einander trotz ihrer Unterschiede. Es ist wichtig, diese Vielfalt zu akzeptieren und zu respektieren.

3. Was macht die Glaubensrichtung der Schiiten aus?

3. Was macht die Glaubensrichtung der Schiiten aus?

Die Glaubensrichtung der Schiiten unterscheidet sich in einigen Aspekten von der Mehrheitsrichtung der Sunniten im Islam. Ein zentrales Merkmal des schiitischen Glaubens ist die Überzeugung, dass Ali ibn Abi Talib, der Cousin und Schwiegersohn des Propheten Muhammad, als sein rechtmäßiger Nachfolger bestimmt war. Die Schiiten sehen Ali und seine Nachkommen als die einzigen legitimen Führer der muslimischen Gemeinschaft an, während die Sunniten den Kalifen als politisches Oberhaupt akzeptierten.

Ein weiteres wichtiges Element des schiitischen Glaubens ist die Vorstellung von Imamat. Die Schiiten glauben an eine kontinuierliche Reihe von zwölf Imamen, die göttlich auserwählt sind und über eine besondere spirituelle Autorität verfügen. Diese Imame werden als spirituelle Führer und Vermittler zwischen Gott und den Gläubigen betrachtet.

Die Verehrung der Imame hat in verschiedenen schiitischen Strömungen unterschiedliche Ausprägungen. Einige Schiiten halten alle zwölf Imame für gleich wichtig und verehren sie gleichermaßen, während andere eine besondere Bedeutung den ersten fünf oder sieben Imamen beimessen. Insgesamt spielt das Konzept des Imamat eine entscheidende Rolle im schiitischen Glauben und beeinflusst ihre religiösen Praktiken und Rituale.

Es ist wichtig zu beachten, dass es innerhalb der schiitischen Glaubensrichtung verschiedene Untergruppen gibt, wie zum Beispiel die Aleviten. Die Aleviten haben ihre eigenen spezifischen Glaubensvorstellungen und Rituale, die sich von denen der schiitischen Hauptströmung unterscheiden. Sie verehren Ali und seine Nachkommen ebenfalls, legen jedoch einen stärkeren Fokus auf mystische Praktiken und haben ihre eigene spirituelle Hierarchie.

Es ist nicht möglich zu sagen, welche Glaubensrichtung im Islam „richtig“ ist. Sowohl Sunniten als auch Schiiten betrachten sich als wahre Gläubige und haben unterschiedliche Interpretationen des Islam. Der Islam ist eine vielfältige Religion mit verschiedenen Ausprägungen und Überzeugungen, die von den individuellen Gemeinschaften und Kulturen geprägt sind. Es liegt letztendlich an jedem einzelnen Muslim, seine eigene religiöse Überzeugung zu wählen und auszuüben.

4. Die Rolle der Imame in der schiitischen Tradition

4. Die Rolle der Imame in der schiitischen Tradition

Die Bedeutung der Imame in der schiitischen Tradition

In der schiitischen Tradition haben die Imame eine zentrale Rolle. Sie werden als religiöse Führer und spirituelle Vorbilder angesehen. Die Schiiten glauben, dass die Imame von Gott auserwählt wurden, um die Gemeinschaft nach dem Tod des Propheten Muhammad zu leiten. Sie betrachten die Imame als direkte Nachkommen des Propheten und halten sie für unfehlbar und göttlich inspiriert.

Die Anzahl und Bedeutung der Imame in verschiedenen Strömungen des Schiismus

Es gibt unterschiedliche Ansichten unter den Schiiten über die Anzahl und Bedeutung der Imame. Einige Strömungen erkennen nur die ersten fünf Imame an, während andere alle zwölf Imame als wichtig erachten. Die ersten fünf Imame werden von vielen Schiiten besonders verehrt, da sie eine besondere Rolle bei der Bewahrung des wahren Glaubens und der Führung der Gemeinschaft gespielt haben sollen. Andere Schiiten halten auch die weiteren sieben Imame für hoch angesehen und betrachten alle zwölf als wichtige spirituelle Leitfiguren.

5. Aschura: Ein wichtiger Feiertag für Schiiten im Islam

5. Aschura: Ein wichtiger Feiertag für Schiiten im Islam

Aschura ist ein bedeutender religiöser Feiertag für Schiiten im Islam. Er wird am 10. Muharram, dem ersten Monat des islamischen Kalenders, gefeiert. An diesem Tag gedenken die Schiiten dem Märtyrertod von Imam Hussein, dem Enkelsohn des Propheten Muhammad.

Bedeutung und Bräuche

Für die schiitische Gemeinschaft hat Aschura eine tiefe symbolische Bedeutung. Der Tod von Imam Hussein wird als Opfer für den Erhalt der Wahrheit und Gerechtigkeit betrachtet. Die Gläubigen nehmen an Prozessionen teil, bei denen sie in Trauerkleidung durch die Straßen ziehen und ihre Verbundenheit mit Imam Hussein zum Ausdruck bringen.

Während dieser Prozessionen werden oft auch Passionsspiele aufgeführt, die das Martyrium von Imam Hussein nachstellen. Es wird viel geweint und getrauert, um das Leiden und den tragischen Tod des Imams zu ehren.

Zusätzlich zu den Trauerprozessionen praktizieren einige Schiiten auch Selbstgeißelung oder Selbstkasteiung als Ausdruck ihrer Trauer und Hingabe zu Imam Hussein. Dies geschieht durch das Schlagen der Brust oder das Verwenden von scharfen Gegenständen auf dem Rücken.

Es ist wichtig anzumerken, dass nicht alle Schiiten diese Praktiken ausüben. Einige bevorzugen es, den Tag in Gebeten und Meditation zu verbringen, um über die Lehren von Imam Hussein nachzudenken und sich an seine Tapferkeit zu erinnern.

Insgesamt ist Aschura ein Tag der Trauer, aber auch der spirituellen Reflexion und des Glaubens für Schiiten im Islam. Es ist ein Moment, um die Werte der Gerechtigkeit, Tapferkeit und Hingabe zu ehren, die Imam Hussein verkörpert hat.

6. Warum berühren Schiiten beim Beten Gebetssteine statt den Boden?

6. Warum berühren Schiiten beim Beten Gebetssteine statt den Boden?

Kultureller und symbolischer Hintergrund

Für Schiiten hat das Berühren von Gebetssteinen beim Beten eine kulturelle und symbolische Bedeutung. Die Verwendung von Gebetssteinen geht auf die Überlieferungen des Propheten Mohammed zurück, der selbst Steine als Unterlage für das Gebet benutzt haben soll. Diese Tradition wurde von den schiitischen Imamen weitergeführt und wird bis heute praktiziert.

Die Verwendung von Gebetssteinen anstelle des Bodens hat auch einen symbolischen Aspekt. Schiiten betrachten den Boden als unrein und möchten daher nicht direkt mit ihm in Kontakt kommen. Indem sie die Gebetssteine berühren, setzen sie ein Zeichen für Reinheit und Sauberkeit während des Gebets.

Praktische Gründe

Darüber hinaus gibt es auch praktische Gründe für das Berühren von Gebetssteinen beim Beten. Steine lassen sich leichter reinigen als der Boden, da sie abgespült werden können. Dies trägt zur Aufrechterhaltung der Hygiene während des Gebets bei, was für alle Muslime von großer Bedeutung ist.

Die Verwendung von Gebetssteinen ermöglicht auch eine bessere Konzentration während des Gebets. Indem sie ihre Stirn auf den Stein legen, können sich Schiiten besser auf ihre spirituelle Verbindung zu Gott konzentrieren und Ablenkungen minimieren.

Insgesamt hat das Berühren von Gebetssteinen beim Beten für Schiiten sowohl kulturelle als auch praktische Bedeutung. Es ist ein Ausdruck der Tradition, Reinheit und Konzentration während des Gebets zu wahren.

Die Schiiten sind eine bedeutende islamische Glaubensgruppe, die sich von den Sunniten unterscheidet. Sie verehren Ali als rechtmäßigen Nachfolger des Propheten Mohammed und legen großen Wert auf die Ahl-ul-Bayt. Ihre religiösen Praktiken und Überzeugungen sind vielfältig, aber sie teilen gemeinsame Werte wie soziale Gerechtigkeit und Widerstand gegen Unterdrückung. Das Verständnis der Unterschiede zwischen Schiiten und Sunniten ist wichtig, um die komplexe religiöse Landschaft des Islam besser zu verstehen.